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die besetzte körperin

digitale montagen

Text zur Ausstellung von Petra Unger

Angela Zwettler arbeitet multimedial. Sie konstruiert und erschafft Bilder, Figuren und Skulpturen mit den Mitteln unterschiedlichster Medien, um alltägliche, stereotype Frauenbilder zu dekonstruieren, in ihre Einzelteile zu zerlegen und neu zusammenzusetzen. Auf diese Weise entlarvt sie deren oft verborgene, tatsächliche Botschaften oder sie kreiert neue Bedeutungen mit ermutigenden, stärkenden Aussagen. In ihren Collagen setzt sie eigene Fotos, Zeitungsausschnitte, Bilder aus Werbung oder Kunstgeschichte miteinander in Beziehung. Textfragmente von Elfriede Jelinek, Josef Winkler, Elisabeth Reichhardt oder Anna Mitgutsch lassen weitere Bedeutungsebenen entstehen. Nicht selten betonen und verstärken diese Texte die klare politisch-feministische Botschaft ihrer Bilder und regen zum Nachdenken an. Oft intensiviert sie deren Aussage durch Wiederholung und Verdoppelung der Bildfragmente. Angela Zwettler schafft auf diese Weise Gegenbilder zu Darstellungen des genormten, patriarchal und neoliberal zugerichteten Frauenkörpers, ohne die Zurichtung und Verfremdung mit ihren Auswirkungen auf Frauenleben zu leugnen oder unsichtbar zu machen. Es ist ihr ein Anliegen, den Blick zu schärfen und zu verändern, um Frauen allen Alters, aller Herkünfte und Lebensweisen zu ermutigen, das eigene weibliche Selbst in seiner Vielfalt zu erkennen und die eigene weibliche Sexualität als Kraftquelle zu leben. In diesem Sinne sind auch ihre „Yoni-Bilder“, Fotomontagen mit und von weiblichen Genitalien, zu verstehen. Das Unsichtbare sichtbar werden lassen, in liebevollem Selbstbewusstsein ihre jeweilige Beschaffenheit und Natürlichkeit zu akzeptieren, um sich auch da nicht mit falscher Scham, auferlegter Normierung und selbstentfremdender Zuschreibung auf die falsche Fährte locken zu lassen. Yoni, die indische Bezeichnung für weibliche Geschlechtsteile ist Angela Zwettler in diesem Zusammenhang der umfassendere, Gebärmutter, Vagina und Vulva einschließende, neutralere Begriff, nicht zuletzt die liebevollere, würdevollere Bezeichnung des weiblichen Geschlechts. Auch wenn ihre Bilder irritieren, radikal zuspitzen oder ungeschminkt aufzeigen, ist doch nicht Provokation gemeint, sondern Ermutigung, Stärkung und Humor, der ebenfalls wesentlich für Angela Zwettlers Arbeiten ist. Das eigene Bild vom eigenen Selbst zu entwerfen, die fremden Bilder des entmachteten, kommerzialisierten, leblosen, genormten weiblichen Ichs zurückzuweisen und zu lachen, auch diese Versuche der patriarchal strukturierten Gesellschaft, Frauen in Formen und Normen zu zwängen, auszulachen. Wer sich auf diese Bildsprache einlässt, wird Angela Zwettlers Bilder, Collagen, Assemblagen und aus Ready Mades zusammengesetzten Skulpturen als lebensbejahende Einladung zur Auseinandersetzung mit der eigenen Realität, aber auch eigenen Kreativität und Weiblichkeit erkennen können.

08.03.2013 anlässlich des internationalen Frauentags 2013 Palais Dietrichstein Minoritenplatz 3, 1010 Wien

Bildauszüge aus den 31 Montagen